Publié le 26 septembre 2024
Feinstaub - Eine unsichtbare Bedrohung für Gesundheit und Umwelt
Was ist Feinstaub?
Feinstaub bezeichnet winzige Partikel, die in der Luft schweben. Abhängig von ihrer Größe unterscheidet man verschiedene Feinstaubfraktionen. Die Partikel haben einen Durchmesser von weniger als 10 Mikrometern (PM10, PM für particulate matter) und können sogar noch kleiner sein – wie PM2,5, die weniger als 2,5 Mikrometer messen.Sind die Partikel kleiner als 0,1 Mikrometer spricht man von ultra feinen Partikeln oder englisch ultra fine particles (UFP). Auch diese Partikel gehören zum Feinstaub. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar hat einen Durchmesser von etwa 70 Mikrometern.
Quellen von Feinstaub
Feinstaub entsteht aus natürlichen und menschlichen Quellen. Natürliche Quellen sind zum Beispiel Vulkanasche, Meeresgischt oder Pollen. Weitaus besorgniserregender ist jedoch der Feinstaub, der durch menschliche Aktivitäten erzeugt wird. Zu den wichtigsten anthropogenen Quellen zählen:
1. Verkehr: Der Straßenverkehr, insbesondere der Schwerlastverkehr, ist eine der Hauptquellen für Feinstaub. Abrieb von Reifen und Bremsen sowie Emissionen aus den Motoren tragen erheblich zur Feinstaubbelastung bei.
2. Industrie und Energieerzeugung: Fabriken, Kraftwerke und Heizkraftwerke, die fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas verbrennen, setzen große Mengen an Feinstaub frei.
3. Heizen und Kochen: In vielen Haushalten weltweit wird mit Holz, Kohle oder anderen festen Brennstoffen geheizt oder gekocht, was zu einer erheblichen Feinstaubbelastung führt.
4. Landwirtschaft: Auch die Landwirtschaft trägt zur Feinstaubbelastung bei, etwa durch das Aufwirbeln von Staub bei der Bodenbearbeitung oder durch Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung, die sich in der Atmosphäre zu Feinstaubpartikeln umwandeln können.
Die Quellen unterliegen Schwankungen und sind nicht immer gleich stark. So gibt es z.B. jahreszeitliche Schwankungen (Pollen im Frühjahr/Sommer oder Heizen im Herbst/Winter), saisonale Schwankungen (Aktivitäten in der Landwirtschaft) oder tageszeitliche Schwankungen (Berufsverkehr, Kochen).
Neben den Entstehungsprozessen gibt es aber auch natürliche und vom Menschen beeinflusste Effekte, die dazu führen, dass die Partikel in der Luft wieder weniger werden. Beim Regen werden Staubteilchen aus der Luft ausgewaschen, Wind kann dazu führen, dass stark belastete Luft mit frischer Luft verdünnt wird. In Räumen, in der Industrie oder bei Kraftfahrzeugen kommen Filter zum Einsatz, die die Partikel zurückhalten und somit die Staubbelastung der Luft verringern.
Gesundheitliche Auswirkungen
Feinstaub stellt eine ernsthafte Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar. Die winzigen Partikel können beim Einatmen tief in die Lunge eindringen und in einigen Fällen sogar in den Blutkreislauf gelangen. Dies kann zu einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen führen, darunter:
• Atemwegserkrankungen: Feinstaub kann Reizungen der Atemwege verursachen und bestehende Atemwegserkrankungen wie Asthma oder Bronchitis verschlimmern.
• Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Studien haben gezeigt, dass eine langfristige Exposition gegenüber Feinstaub das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
• Krebs: Feinstaub, insbesondere PM2,5, wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als krebserregend eingestuft. Langfristige Exposition kann das Risiko für Lungenkrebs erhöhen.
• Frühzeitige Todesfälle: Laut WHO führt Feinstaub jährlich zu Millionen von vorzeitigen Todesfällen weltweit.
Umweltfolgen
Neben den gesundheitlichen Auswirkungen hat Feinstaub auch Folgen für die Umwelt. Er trägt zur Luftverschmutzung bei, was wiederum den Klimawandel verstärkt. Feinstaub kann auch die Sichtweite verringern, Pflanzen schädigen und das Ökosystem empfindlicher Gewässer belasten.
Maßnahmen zur Reduzierung der Feinstaubbelastung
Angesichts der schwerwiegenden Auswirkungen ist es entscheidend, Maßnahmen zur Reduzierung der Feinstaubbelastung zu ergreifen. Hier einige Ansätze:
1. Förderung sauberer Verkehrsmittel: Der Umstieg auf Elektromobilität und die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs können die Feinstaubemissionen im Verkehr erheblich reduzieren.
2. Strengere Emissionsvorschriften: Für Industrien und Kraftwerke müssen strengere Emissionsvorschriften durchgesetzt werden, um die Feinstaubbelastung zu senken.
3. Nachhaltige Landwirtschaft: Techniken wie konservierende Bodenbearbeitung und die Reduktion von Ammoniakemissionen in der Tierhaltung können dazu beitragen, die Feinstaubbelastung aus der Landwirtschaft zu minimieren.
4. Bewusstseinsbildung und Verhaltensänderung: Menschen sollten über die Risiken von Feinstaub aufgeklärt werden, um bewusste Entscheidungen im Alltag treffen zu können, etwa beim Heizen, Autofahren oder Einkaufen.
5. Die WHO nennt in den Global Airquality Guidelines aus dem Jahr 2021 ultrafeine Partikel erstmals als Luftschadstoff und empfiehlt die Messung der Partikelanzahlkonzentration und der Partikelanzahlgrößenverteilung der UFPs als Erweiterung der gegenwärtigen Strategie zur Überwachung der Luftqualität.
Fazit
Feinstaub ist eine unsichtbare, aber äußerst gefährliche Bedrohung für Mensch und Umwelt. Die Reduzierung der Feinstaubbelastung erfordert gemeinsame Anstrengungen von Regierungen, Unternehmen und Einzelpersonen. Durch den Einsatz sauberer Technologien, strengerer Vorschriften und bewusster Verhaltensänderungen können wir dazu beitragen, die Luftqualität zu verbessern und die Gesundheit von Millionen von Menschen weltweit zu schützen.
Gastautor
Dr. Friedhelm Schneider
Dr. Friedhelm Schneider ist Feinstaubexperte. Die Faszination für diese kleinen luftgetragenen Partikeln begann 1998 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hohenheim. Der Einsatz von hochempfindlicher Partikelmesstechnik für wissenschaftliche Fragestellungen im Bereich Aerosolforschung und Arbeitsschutz, die Weiterentwicklung bestehender und innovativer Messtechnik als Produktmanager der Firma GRIMM Aerosol Technik, Mitarbeit in Normungsgremien und die Planung, Durchführung und Auswertung von Messungen zur Luftqualität in Innenräumen bildeten Schwerpunkte in den zurückliegenden Berufsjahren.